Roggen gegen Kohle und Stahl

Aus der kulturellen Hochspannung, den urbanen Zentren des niederrheinischen Ballungsraumes, der Museumslandschaft zwischen Düsseldorf, Köln, Bochum, Dortmund und Essen, hinein in die landwirtschaftlich geprägten Weiten der Mecklenburgisch Vorpommerschen Landschaft. Das magische Gelb der unendlichen Rapsfelder, Roggen gegen Kohle und Stahl. Neudeutsch: Back to the Roots. Ein künstlerisches Experiment, ein Wagnis zwischen Peene und Stahl.

Eine Synthese aus konstruktiv – tektonischen Elementen, Relikten der Technik und der strukturierten Weite der erfundenen Landschaft; Architekturelemente und Automobile unter Ausschluß des Menschenabbildes bilden das Thema der 60iger und 70iger Jahre.
Saharadurchquerungen und längere Reisen durch Westafrika führen zu neuen Sichtweisen. Pflanzen, Tiere, Körper, die Komplexität der Schöpfung erfüllen die Bilder mit einem neuen Leben. Farbigkeit gewinnt an Bedeutung. Der Duktus wird expressiver.
Unter dem Titel „Die Magie der Farbe“ wurde am 29. Januar 2008 im Schweriner Schloss eine Ausstellung des Künstlers Sigi Zahn eröffnet. Während der Maler bereits in Russland, Belgien oder Holland seine Werke präsentierte, ist die Ausstellung im Schweriner Landtag die erste im Nordosten der Bundesrepublik.

Aufbruch Realismus

Mehr noch … ist bei Sigi Zahn eine Nähe zu den Industriedarstellungen der Neuen Sachlichkeit zu finden. Neben den sogenannten Fensterbildern, in denen der Maler die harten Konturen der Fensterrahmen mit dem Ausblick in eine sanfte, bewusst unscharf wiedergegebene Landschaft kontrastiert, entstehen in den 1970iger Jahren Darstellungen von technischen Geräten und Fahrzeugen. Dabei stellt Zahn meist keine vollständigen Maschinen dar, sondern greift sich, wie im Wagon.FLGZ von 1972 (Abbildung im Katalog Seite 120) typische Teilstrukturen heraus, die er vor neutralem Hintergrund und isoliert wiedergibt. Sie dienen als Pars pro Toto, als „urbane Symbole“, zur Bewusstmachung einer „Zeitsituation, in der Technik und Maschine wichtiger zu sein scheinen als der Mensch“, der in dieser Schaffensperiode Zahns nie dargestellt wird.
Markus Lörz, Ausstellungskatalog